Samstag, 27. Juni 2015

Der Kater kratzt und beißt und die Eibe wirkt nach



und der Kater hat mich übel zugerichtet! Der Strahlenkater ist ein fieses Tier und ich kann ihn nicht mehr leiden. Und ja, heute ist es soweit, heute wird gejammert!

Normalerweise bin ich sehr tapfer, aber wie gesagt, normalerweise. Das, was jetzt passiert, ist leider nicht mehr normal. Diese Woche hatte ich vier Bestrahlungen, Freitag bekam ich meine Hepatitis-A und B-Impfung und jetzt reicht es mir.

Die Brust ist mittlerweile schon ziemlich rot und ich fühle mich sehr erschöpft, schlapp und richtig erledigt. Dazu nervt mich das Wetter, es ist mir immer noch zu kalt! Letzte Woche war Sommeranfang und ich friere noch immer. Die Hitzewallungen kombiniert mit Kältewellen habe ich jetzt schon seit Oktober, das sind mittlerweile neun Monate. Und seit neun Monaten trage ich die allerdicksten Wollpullover und friere immer noch.

Eigentlich sollte man doch im Juni keine Wärmflaschen mehr benötigen, aber ich brauche sie leider immer noch. Ich zittere vor Kälte und falle in eine Art Eisstarre, wenn mein Wasserkocher dann endlich sprudelt, dann, aber wirklich erst dann, merke ich, dass wieder eine Wallung im Anmarsch ist! Blödes Teil, was da über mich herfällt. Innerhalb von Sekunden ist mir so heiß, dass ich den Wollpullover, die Jacke, das Kleidchen und was ich sonst noch so alles trage, von mir schmeiße und nur noch im Hemdchen da stehe. Am liebsten würde ich sofort unter die Dusche springen! Tendenziell bin ich sowieso ein kälteempfindlicher Mensch, ich mag es gerne warm und kuschelig, denn ich friere schnell. Und dieses Wechselspiel zwischen heiß und kalt ist ausgesprochen nervig und überflüssig.

Seit ein paar Tagen habe ich am Dekolleté, also hier fing es an, aber auch sonst am Körper – es bereitet sich gerade tückisch aus – kleine unangenehme Pusteln. Sie kommen entweder von der Bestrahlung oder es ist eine allergische Reaktion, auf was auch immer!
Mein Gesicht erinnert mich an schlimmste Cortisonzeiten,  es fühlt sich aufgequollen an und ist rot.
Am Donnerstag wollte ich eigentlich zum Friseur, Augenbrauen zupfen und das erste Mal meine Haare professionell färben lassen, aber ich habe mich gedrückt, Sina meinte, es sei ok, man darf sich ruhig verstecken… das habe ich dann auch getan, mit einer Riesenportion Caramell-Eis von Mövenpick habe ich mit ins Bett gesetzt und habe intellektuell anspruchslose Fernsehsendungen geschaut… :)

Die Jammerei geht heute noch weiter, leider bin ich noch nicht am Ende:

Ich habe nämlich seit acht Wochen eine Neuropathie in den Füßen,  höchstwahrscheinlich ist das eine Nebenwirkung der Taxane, bei mir also vom Paclitaxel.  Ich habe diese Nervenschmerzen seit Ende April in den Füßen, wobei der Schmerz sich manchmal bis in die Beine hochzieht. Der intensivste Schmerz ist bei mir im rechten Fuß, es schmerzt mitunter so sehr, dass ich beim Gehen humpeln muss. Dieser Nervenschmerz könnte jetzt als  Langzeitfolge bleiben, schlimmer werden, sich verbessern oder auch wieder ganz verschwinden... Genaues kann mir leider keiner sagen.

Dazu habe ich einen Termin beim Neurologen vereinbart und bekam den 14. August als frühste Möglichkeit, also in acht Wochen! Einen früheren Termin gibt’s nicht, wenn’s eilig ist, müsse ich halt ins Krankenhaus gehen, war die lapidare Aussage der Sprechstundenhilfe!

Es ist mittlerweile ein wenig besser geworden, auf einer Schmerzskala von 1 – sehr gut bis 6 ist es jetzt eine 5, manchmal ist es auch eine 3, aber es hört nie richtig auf. Diese Schmerzen schränken mich arge ein, gerade morgens fühle ich mich wie mindestens 90 Jahre alt!

Es ist ein blödes Gefühl, ich könnte jetzt wieder laufen gehen und stattdessen schleiche ich mit meinen Hunden im Schneckentempo am Kanal lang!

Nach neun Monaten Therapie bin ich erschöpft und ausgelaugt! Meine Kraft ist verbraucht und ich möchte so sehr Normalität. Diese Normalität ist zwar jetzt in Sicht, aber vieles andere muss jetzt dringend erledigt werden.
Ich habe am Freitag mit den Impfungen für China begonnen, da steht jetzt nicht nur für mich eine Menge an, auch Jona hat am Montagnachmittag seinen ersten Termin. Parallel haben auch meine Hunde diverse Tierarzttermine, so dass es gerade ziemlich viel ist. Ich hasse Arzttermine, ich hasse das wirklich. Ein großer Freund von Arztbesuchen war ich noch nie, ich habe vier Kinder, jeder kann sich vorstellen, wie viel Arztbesuche da in den letzten Jahren nötig waren… Ganz ehrlich, das reicht heute schon, ich habe schon Vorsprung für die nächsten fünfzig Jahre! Vor China müssen wir alle noch zum Zahnarzt und ich wollte noch zum Augenarzt, da ich das Gefühl habe, dass meine Augen seit der Chemo viel schlechter geworden sind (nein, darüber jammere ich jetzt nicht).

Das ist gerade der Status quo, draußen regnet es und mein Hund hat eben beschlossen, dass er jetzt gerne eine Kanalrunde hätte…

Ihr Lieben, ich habe noch neun Bestrahlungen vor mir, noch zwei Wochen, dann ist auch dieser Schritt vorbei.
Trotz Jammerei, der Mut bleibt und auch die Zuversicht! Es darf Tage wie diese geben, jeder, der durch eine schwere Zeit geht, weiß, jeder Tag geht vorbei und ein neuer beginnt!
Also, Pobacken zusammenkneifen und die Regenjacke anziehen ;)

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